Oft gehörte Einwände

Kann man für das Geld nicht viel besser schon vorhandene Radwege ausbessern?

Es geht hier nicht um eine Abstimmung darüber, wo die Städteregion Aachen am besten Geld für Radfahrer investiert. Es geht darum, ob die Städteregion Aachen eine in Deutschland neuartige Art von Infrastruktur mithilfe von Landesmitteln bauen wird oder eben nicht — eine Form der Infrastruktur, die sich in anderen Ländern schon längst als effektive Verbesserung für alle Verkehrsteilnehmer bewährt hat. Wird der Radschnellweg nicht gebaut, wird es hier halt diese neue Art der Infrastruktur nicht geben — und das Verkehrssystem der Region als ganzes verpasst eine Chance auf eine besonders umweltfreundliche, kostengünstige und gesundheitsfördernde Problemlösung, von denen alle profitieren: auch die Autofahrer.

Wir Autofahrer zahlen Euch Radfahrern von unserer Kfz-Steuer einen Radweg.

Erst einmal: Wieso „Wir Autofahrer“ gegen „Ihr Radfahrer“? Die Welt ist nicht so schwarzweiß. Radfahrer und Autofahrer sind beides vollwertige Verkehrsteilnehmer, und beide verdienen es, von der Gesellschaft sichere und vollwertige Infrastruktur zur Verfügung gestellt zu bekommen. Außerdem sind Radfahrer und Kraftfahrer ja keine getrennten Gruppen: viele Radfahrer fahren auch Auto und zahlen auch Kfz-Steuer.

Abgesehen davon: Die Kfz-Steuer ist keine zweckgebundene Abgabe. Von der Tabaksteuer werden auch keine Aschenbecher finanziert.

Eben! Das ist ungerecht! Wenn die Einnahmen aus der Kfz-Steuer für den Ausbau der Autostraßen verwendet würden, sähen die Straßen anders aus! Davon hätten dann auch die Radfahrer etwas.

Andersherum wird ein Schuh daraus. Die Förderung des Landes NRW der Radschnellwege hat nicht zum Zweck, irgendwelchen abgehobenen Spinnern Luxusinfrastruktur zu schenken. Vielmehr steckt dahinter die Erkenntnis, dass sich Engpässe in der Infrastruktur wesentlich effektiver durch den Bau von Radschnellwegen beseitigen lassen als durch den Bau zusätzlicher Kapazitäten für Kfz oder neuer ÖPNV-Systeme. Während die Kosten für den Bau eines Radwegs nach den hohen Standards für Radschnellwege auf den ersten Blick teuer erscheinen mögen, relativieren sich diese Zahlen schnell im Vergleich dazu, dass eine ähnlich leistungsfähige Umgehungsstraße oder der Bau einer neuen Straßenbahn gut und gerne mindestens das Zehnfache kosten! Insofern ist die Förderung von Radschnellwegen eben keine Verschwendung von Steuermittlen, sondern ein besonders sparsamer und verantwortungsvoller Umgang damit.

Die Leistungsfähigkeit von Radschnellwegen ist doch reine Spekulation!

Nein. Die Leistungsfähigkeit von Radwegen, die vollständig nach den hohen Standards für Radschnellwege gebaut sind, ist in den Niederlande und Dänemark vielfach nachgewiesen. Die Menschen steigen aufs Fahrrad um, nicht, weil sie sich über Nacht in Öko-Idealisten verwandeln, sondern weil durch den Bau eines Radschnellwegs die Infrastruktur dafür sorgt, dass man mit dem Fahrrad sicher, schnell und bequem ans Ziel kommt — und zwar schneller und günstiger als mit dem Auto.

Aber dafür muss man dann doch nicht so einen Aufwand betreiben! Einfachere Lösungen tun es doch auch.

Nein. Voraussetzung für den Erfolg ist die genaue Einhaltung der genannten Standards. Auch dafür gibt es leider genügend Negativbeispiele.